Optimismus, Sorgen und offene Fragen zum Abzug der US-Truppen aus der Region

ROUND-TABLE-GESPRÄCH DER WIRTSCHAFTSJUNIOREN

Optimismus, Sorgen und offene Fragen zum Abzug der US-Truppen aus der Region

Würzburg – Die Region Würzburg ist nur bedingt auf den drohenden Abzug der US-Streitkräfte vorbereitet. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Wirtschaftsjunioren (WJ) Würzburg bei den Jungunternehmern aus Stadt und Landkreis Würzburg und Kitzingen. Im Nachgang zu einer Online-Umfrage bei ihren Mitgliedern luden sie deshalb die Kommunen Würzburg, Kitzingen und Giebelstadt zu einem Round-Table-Gespräch in die Residenz, um sich aus erster Hand über die Pläne nach einem Abzug der bis zu 13.000 US-Soldaten und ihrer Angehörigen informieren zu lassen.

„Die Ergebnisse unserer Umfrage sind alarmierend.“, findet Peter Gehring, WJ-Vorstand und Leiter des Arbeitskreises (AK) Wirtschaft und Politik. In einer Online-Umfrage unter den 133 Mitgliedern der Würzburger Wirtschaftsjunioren wollten die Jungunternehmer wissen, wie die junge regionale Wirtschaft die Vorbereitungen der Städte Würzburg, Kitzingen und Giebelstadt auf den drohenden Abzug der US-Streitkräfte einschätzen. „Wenn nur zwei von 44 antwortenden Jungunternehmern sagen, dass die Region gut vorbereitet ist, dann scheint im Umgang mit der Thematik etwas im Argen zu liegen.“, so Gehring. „Um so bedauerlicher ist es, dass von Seiten der Stadt Würzburg kein Vertreter an dem Runden Tisch teilgenommen hat.“ Der Giebelstadter Bürgermeister Paul Merklein und Kitzingens Stadtplaner Klaus Lepelmann diskutierten hingegen mit den Jungunternehmern die Pläne ihrer Kommunen zur Nutzung der Liegenschaften nach einem Abzug der US-Streitkräfte.

Die von den Wirtschaftsjunioren befürchteten negativen wirtschaftlichen Auswirkungen teilt Bürgermeister Paul Merklein nicht. Der nach einem Abzug frei werdende Wohnraum – rund 20 Prozent der Wohnungen würden dann frei werden – bereite keine großen Sorgen, zumal Giebelstadt schon jetzt mehr Arbeitsplätze als Wohnraum habe. Merklein geht deshalb davon aus, dass heutige Pendler dann einen Zuzug in die 5.000 Einwohner starke Gemeinde planen würden. Das eröffne sogar Chancen, die von der Schließung bedrohte Hauptschule sowie die Kindergärten weiterzubetreiben. Eine Absage erteilte er Plänen, den Verkehrslandeplatz Giebelstadt zu einem Regionalflughafen nach dem Vorbild Frankfurt-Hahn auszubauen. Die zu einem wirtschaftlichen Betrieb notwendigen 200 Starts und Landungen möchte er den Giebelstädtern nicht zumuten. In Giebelstadt befasst sich eine Arbeitsgruppe mit den Vorbereitungen auf einen Abzug, so warb Merklein etwa für eine industrielle Weiternutzung der Hangars oder den Umbau für Freizeiteinrichtungen.

Anders sieht die Situation in Kitzingen aus: Der Truppenabzug reiße durch den Verlust von Schlüsselzuweisungen ein Haushaltsloch von bis zu zwei Millionen Euro jährlich in die Stadtkasse, so Kitzingens Stadtplaner Klaus Lepelmann, der OB Bernd Moser vertrat. Die Stadt rechne zudem mit einem Kaufkraftverlust von rund 20 Millionen Euro. Deshalb hat die Stadt kürzlich ein externes Beratungsbüro angeheuert, das für rund 100.000 Euro modular abrufbare Konzepte für die Zeit danach entwickeln soll. Bereits vor einem halben Jahr hat Kitzingen einen so genannten Konversionsbeirat ins Leben gerufen, der Informationen zum Thema sammelt und auswertet.

Als Würzburger Unternehmer hätten uns natürlich auch interessiert, wie die in der Presse zitierten „Schubladenpläne“ der Stadt Würzburg, die eine interne Arbeitsgruppe eingerichtet habe, konkret aussehen.“, sagt Gehring. Er bedauert daher außerordentlich, dass kein Vertreter der Stadt zu der Veranstaltung gekommen ist. Die Jungunternehmer regten in der Diskussion mit den Kommunalvertretern an, dass die betroffenen Gemeinden stärker miteinander kommunizieren und sich als unmittelbare Nachbarn über eine Folgenutzung untereinander abstimmen: „Es macht keinen Sinn, etwa parallel in Kitzingen, Giebelstadt und Würzburg Investoren für etwa Freizeitparks zu suchen.“

Rund 90 Prozent der Würzburger Wirtschaftsjunioren schätzen die Betroffenheit der Region von einem Abzug der US-Streitkräfte als stark oder sehr stark ein. Rund die Hälfte geht davon aus, dass sich ein Abzug auch negativ auf das Geschäftsergebnis des eigenen Unternehmens auswirken wird.